Inhalt
Mitte der 1970er Jahre wächst die 13-jährige Christiane bei ihrer alleinerziehenden Mutter in einer Plattenbausiedlung in Berlin-Gropiusstadt auf. Genervt von ihrer ständig abwesenden Mutter und der engen Wohnung, begibt sich Christiane in das Berliner Nachtleben, welches ihr bisher unbekannte Freiheiten verspricht. Besonders fasziniert ist sie von der Diskothek Sound, wo sie Detlef begegnet und sich in ihn verliebt. Detlef und seine Freunde experimentieren schon länger mit verschiedenen Drogen und beginnen schließlich auch Heroin zu nehmen. Christiane will sich von Detlef zunächst nicht in das Drogenmilieu hineinziehen lassen, nach einem Konzert ihres Idols David Bowie schnupft sie aber schließlich auch erstmals Heroin. Es beginnt eine Schleife aus Sucht, Kontrollverlust und sukzessiver Selbstzerstörung, welche Christiane schließlich auf Straßenstrich am Bahnhof Zoo führt.
Umsetzung
Die im Jahr 1981 enorm erfolgreiche Verfilmung des biographischen Buches „Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ ist heute ein historisches Dokument, welches ein zeitspezifisches Jugend- und Drogenmilieu sichtbar macht. Damals wurde ein sozialrealistischer, fast dokumentarischen Ansatz gewählt, welcher auf halbdunkle, raue, "dreckige" Bilder setzt. Die Erzählperspektive ist nah an Christiane, welche zu Beginn über eine Voice-Over Narration vom Aufwachsen in der heruntergekommenen Wohnsiedlung berichtet. Die Diskothek Sound verspricht ein aufregenderes, selbstbestimmtes Leben, führt aber schließlich in immer mehr Abhängigkeiten. Die Drogensucht wird ungeschönt ohne verschleiernde Schnitte gezeigt. So wird das Spritzen des Heroins über eine Detailaufnahme sichtbar, aber auch die körperlichen Folgen der Sucht werden direkt gezeigt: Die Körper von Christiane und ihrem Freund Detlef sind während eines versuchten Entzugs schweißüberströmt, zucken unkontrolliert und immer wieder müssen sich beide übergeben. Die Szene macht das Leid nicht durch Verdichtungen erträglicher, sondern nimmt sich viel Zeit.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
An die Szenen des Drogenentzugs kann eine pädagogische Arbeit im Unterricht anknüpfen: Die Schülerinnen und Schüler können reflektieren auf welche Weise Folgen einer Drogensucht filmisch erfahrbar gemacht werden können und ob sie es für vertretbar halten, die Prozedur des Spritzens von Heroin zu zeigen. Hier bietet es sich auch an, den Diskurs aus den 1980er Jahren anhand von Zeitungsartikeln zu rekonstruieren: Wird heute anders über die Darstellbarkeit jugendlicher Drogensucht gesprochen? Diese Frage kann mit Hilfe eines Vergleichs zwischen der ersten Verfilmung und der seriell erzählten Neuadaption aus dem Jahr 2021 vertieft werden. Gut gegenüberstellen lässt sich die Entzugsszene, welche in beiden Verfilmungen zu finden ist. Zu diskutieren ist auch, wie sich die Wirkung der Geschichte verändert, wenn der dokumentarische, auf Christiane fokussierte Ansatz durch ein höheres Erzähltempo, eine multiperspektivische Figurendramaturgie, mehr Ortswechsel und eine farbigere, leuchtende Bildgestaltung ersetzt wird.