Inhalt
Es ist Sommer. In Alcarràs ist die Großfamilie Solé vereint, damit alle Generationen gemeinsam, wie schon seit vielen Jahrzehnten, die Pfirsiche ihrer Plantage ernten können. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Plötzlich sind Bagger am Stausee. Und die Frage steht im Raum, wo eigentlich geschrieben steht, dass das Land dem Großvater gehört. Eine Besitzurkunde gibt es nicht, nur das Wort des alten Pinyol, der dem Großvater das Land überlassen hat, da dieser ihn damals im Krieg versteckt hatte. Doch jetzt hat der Sohn des Pinyol das Sagen, und der will auf dem Land einen Solarpark entstehen lassen. Nach dem Sommer soll die Pfirsichplantage gerodet werden. Während Quimet verzweifelt versucht, den Familienbetrieb am Laufen zu halten, haben Cisco und Nati kein Problem damit, zu den besser bezahlten Arbeitern der Solarpaneele zu wechseln. Mit Krisen und Konflikten nimmt der Sommer seinen Lauf, und mit ihm neigt sich die letzte Ernte ihrem Ende zu.
Umsetzung
In vielen Nahaufnahmen taucht die Kamera in die Fülle des bäuerlichen Landlebens ein und schafft eine sinnlich erlebbare Kino-Erfahrung. Die allzeit präsenten Pfirsiche kann man beinahe riechen und schmecken, die Kühle der Nacht auf der Haut spüren. In genauer, dokumentarisch anmutender Beobachtung, ohne untermalende Filmmusik, feiert die Regisseurin die uralten Rituale der Feldarbeit: pflanzen, gießen, pflegen, ernten. Das Ensemble der Laiendarstellerinnen und Laiendarsteller, allesamt aus dem dörflichen Umfeld, vermittelt dabei höchst authentisch die Verbundenheit mit dem Land, das sie alle ernährt. Dabei lässt das Geflecht der Beziehungen einer Großfamilie in diesem Ensemblefilm mehrere Perspektiven auf die Ereignisse zu. In die Ruhe des zunächst idyllisch anmutenden Landlebens schleicht sich langsam und stetig die Hektik durch Dumpingpreise und die Angst vor der Zukunft ein.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Alcarràs ist ein moderner Heimatfilm. Im Unterricht kann dem Begriff der Heimat nachgeforscht werden und in einer Kollektion Stücke von eigener Heimat gesammelt werden. Was bedroht die Heimat? Was soll bewahrt werden? In der Umwelterziehung bietet der Film einen gefühlsbetonten Zugang zu dem fast schon utopischen Phänomen der intakten Beziehung zwischen Mensch und Natur. Mit welchen Bildern schafft es die Regisseurin, im Publikum eine Sehnsucht nach Weite und Freiheit zu wecken, und ein Verlangen danach, die Erde und die Frucht, die sie hervorbringt, mit eigenen Händen zu greifen? Desweiteren kann der Frage nachgegangen werden, wie die gesellschaftliche Transition in Zeiten der Energiewende gerecht und partizipativ gestaltet werden kann, um Familienbetriebe z. B. vor der Macht der Großkonzerne zu schützen. Welche Brücken können und müssen zwischen Tradition und Moderne geschlagen werden, damit sich unsere Gesellschaft den heutigen Herausforderungen stellen kann? Die Beschäftigung mit der mulitperpektivischen Erzählweise von Alcarràs, kann dazu verhelfen, mehrere Standpunkte verschiedener Generationen nachvollziehen zu können.